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Tinnitus - Therapie & Tipps für das Leben mit Ohrgeräusch

Mit einem Ohrgeräusch zu leben, ist gerade am Anfang nicht leicht. Wenn man den Tinnitus aber länger als 3-6 Monate hat, wird er wahrscheinlich bleiben. Die gute Nachricht: Man kann mit ihm leben lernen.

Tinnitus Therapie - geht das überhaupt?

Wer einen Tinnitus hat, der hat ihn oft lange. Viele Betroffene stört er wenig bis gar nicht, aber einige leiden massiv darunter. Hier sind einige Tipps zur Tinnitus Therapie. Für ein entspannteres Leben mit dem lästigen Ohrgeräusch.

Kann man Tinnitus überhaupt behandeln?

Ein subjektiver Tinnitus, der keine organische Ursache hat, ist zunächst keine gefährliche Erkrankung. Wie in Tinnitus – Ursachen & Symptome erklärt, verschwindet das Ohrgeräusch bei 80-90 % der Betroffenen nach einigen Tagen oder Wochen von allein wieder. Ein Tinnitus kann auch nicht, wie oft befürchtet, zu einer Schädigung des Hörvermögens führen.

Wer allerdings einen chronischen Tinnitus entwickelt, also nach drei bis sechs Monaten immer noch Ohrgeräusche hat, der sollte den Arzt aufsuchen. Ein chronischer subjektiver Tinnitus ist medikamentös nicht heilbar, weil er ja keine bekannte organische Ursache hat. Ein großer Teil der Tinnitus-Patienten kommt mit ihrem Ohrgeräusch gut zurecht. Oft hört man „habe mich dran gewöhnt“ oder „habe zwar einen Tinnitus, aber erst stört mich meistens nicht“.  Erst wenn der Tinnitus zu einer deutlichen Einschränkung der Lebensqualität führt, sollte etwas getan werden. Und auch wenn der subjektive Tinnitus selbst nicht behandelt werden kann, gibt es Behandlungsmethoden, die das Leben mit Tinnitus erleichtern und den Patienten wieder mehr Lebensqualität geben.

Das fängt mit einer umfassenden Aufklärung durch Ihren HNO-Arzt an. Ein Tinnitus ist ja nicht bedrohlich, „nur“ lästig. Aktionistische Therapieversuche sind sinnlos, vielleicht teuer, vielleicht sogar kontraproduktiv und auf jeden Fall zu vermeiden. 20 Millionen Links bietet das Internet zu „Tinnitus“! Dabei kann eine obsessive Beschäftigung mit dem Thema tatsächlich die Symptome verstärken.

Akuter Tinnitus – Therapie vom HNO-Arzt

Wenn das Ohrgeräusch nicht innerhalb von wenigen Minuten von allein verschwindet, sollte man einen Hörtest machen lassen, z.B. bei Ihrem Hörakustiker, um eine Hörstörung auszuschließen. Ihr HNO-Arzt kann weitere Untersuchungen machen, um z.B. Hörnerven-Schädigungen auszuschließen oder psychische Belastungsfaktoren abzuklären. Ihr HNO-Arzt rät dann wahrscheinlich zu durchblutungsfördernden Maßnahmen. Das kann den Tinnitus vielleicht schon lindern.

Tritt gleichzeitig mit dem Tinnitus ein plötzlicher Hörverlust auf, einseitig oder beidseitig, ein sogenannter Hörsturz, dann muss man schnellstmöglich zum Arzt. Dort wird zunächst der Hörsturz behandelt, in der Regel mit dem Ziel, Mittel- und Innenohr besser zu durchbluten. Oft verschwindet der Tinnitus mit dem Hörverlust. Vielleicht empfiehlt der Arzt, zunächst abzuwarten, ob sich der Hörverlust nicht von allein reguliert. Das ist, wie gesagt, bei 80-90% der Fälle so. Wenn das nicht der Fall ist, kommt eventuell eine kurze Kortison-Therapie (ca. eine Woche bis zehn Tage) in Frage. Kortison wirkt durchblutungsförderung und entzündungshemmend, kann aber nur das Hörvermögen beeinflussen, nicht den Tinnitus. Es kann also sein, dass das Gehör wiederkommt, der Tinnitus aber bleibt. Da die Kortisonbehandlung nur kurz ist, sind keine Nebenwirkungen zu befürchten.

Tipps für den Umgang mit einem chronischen Tinnitus

Wenn der Tinnitus schon seit mehreren Monaten besteht, ist die Wahrscheinlichkeit gering, dass er wieder ganz verschwindet. Das Behandlungsziel besteht deshalb darin, die Lebensqualität zu verbessern und den belastenden Zustand bestmöglich zu kompensieren. Da sich ein Tinnitus bei jedem Menschen anders äußert und andere Begleiterscheinungen hat, gibt es auch nicht DIE Tinnitus-Therapie. Oft ist es auch eine Kombination aus mehreren Methoden. Und auch wenn noch nicht alle Behandlungsmethoden wissenschaftlich verifiziert sind, zeigt die Erfahrung doch, was helfen kann:

Psychotherapie bzw. Verhaltenstherapie

Die Wirksamkeit von psychotherapeutischer Unterstützung ist wissenschaftlich am besten belegt. Bestimmte erlernbare Verhaltensweisen können helfen, das subjektive unangenehme Empfinden zu lindern und selbstbewusster mit dem Ohrgeräusch umzugehen. Die europäische Tinnitus-Leitlinie 2019 spricht deshalb eine starke Empfehlung für die Tinnitus-bezogene Verhaltenstherapie aus. Hier erlernt der Patient Strategien, um mit dem anhaltenden Tinnitus besser umgehen zu können.

Neben der verhaltenstherapeutischen Psychotherapie gibt es weitere therapeutische Angebote wie Einzel- und Gruppengespräche, Methoden der Angst- und Depressionsbewältigung, Selbstsicherheits- und Entspannungstrainings, aber auch Sozialberatung z.B. bei häuslichen Konflikten. Ihr Hausarzt oder HNO-Arzt hilft Ihnen sicher bei der Suche nach den richtigen Spezialisten.

Tinnitus Therapie – Entspannung!

Stress kann den Tinnitus fördern, Entspannung kann ihn lindern. Also wenn möglich, Stress immer wieder bewusst vermeiden, Auszeiten nehmen und dem nicht vermeidbaren Stress bewusst und entspannt begegnen. Es gibt eine Vielzahl wirksamer Methoden, Inseln der Ruhe auch in einem stressigen Alltag zu schaffen, hier ein paar Beispiele:

  • Yoga

…ist eine Entspannungs- und Trainingstechnik mit langer Tradition. Atem- und Körperkontrolle und ganz bestimmte Übungen können dabei helfen, mit den Ohrengeräuschen besser umzugehen und zu einer positiveren Wahrnehmung von sich selbst zu gelangen. Yoga kann man in jedem Alter beginnen, auch wenn man sonst gar keinen Sport macht.

  • Thai Chi und QiGong

QiGong ist eine traditionelle chinesische Meditationsmethode, bei der die Bewegungen in einem fließenden, langsamen Rhythmus ausgeführt werden. So lösen sich Blockaden, und Entspannung stellt sich ein.

Thai Chi hingegen ist eine alte chinesische Kampfkunst. Auch hier werden die Bewegungen gleichmäßig und langsam ausgeführt. So wird der Körper insgesamt beweglicher und die Körperhaltung verbessert sich. Außerdem wird der Stressabbau gefördert.

  • Autogenes Training

Diese Entspannungstechnik basiert auf Autosuggestion, also auf Selbstbeeinflussung: Geeignete Sätze wie „Ich werde mich nun entspannen“ werden einem Mantra gleich mehrmals im Geiste wiederholt. Die Körperhaltung ist dabei ruhig und entspannt. Die Autosuggestion ist umso erfolgreicher, je länger bzw. öfter sie angewendet wird.

  • Progressive Muskelentspannung (Muskelrelaxation)

Einzelne Muskelgruppen werden gezielt angespannt und anschließend tief entspannt. Diese Methode lässt sich sehr gut in einem Kurz erlernen und in den eigenen Alltag integrieren.

  • Feldenkrais-Therapie.

Sie lernen Bewegungen mit geringstem Kraftaufwand auszuführen. Ein speziell ausgebildeter Trainer zeigt Ihnen, wie Sie sich Bewegungsabläufe genau bewusst machen und sie dann optimieren können. Ziel ist es, Bewegungsbeschränkungen zu erkennen und zu lösen.

  • Physiotherapie und ergotherapeutische Angebote

Sport & gesunde Ernährung als Tinnitus Therapie

Jede Art von Bewegung, vor allem regelmäßige, mehr auf Ausdauer angelegte Sportarten können helfen. Mehr Beweglichkeit, mehr Kondition und vielleicht auch eine gute Figur sind gut fürs Selbstbewusstsein. Das macht es dem Tinnitus schwerer. Außerdem ist man nach dem Sport angenehm müde und schläft besser. Tatsächlich hilft ein gesunder Lebensstil mit ausreichend Bewegung, gutem Schlaf und ausgewogener, gemüsereicher Ernährung auch, einem Tinnitus vorzubeugen! Falls es Ihnen schwerfällt, sich allein zu motivieren: Ein Trainingspartner sorgt für mehr Motivation und der Spaß-Faktor ist auch gleich viel größer.

Guter Schlaf ist auch eine Tinnitus Therapie

Tatsächlich wird in der Stille der Nacht das Ohrgeräusch gefühlt lauter, weil kein Umgebungslärm es mehr überdeckt. Deshalb sind Schlafprobleme mit die häufigsten Beschwerden bei Tinnitus-Patienten. Was kann helfen?

  • Kommen Sie vor dem Zubettgehen schon zur Ruhe. Ein warmes Vollbad, ein paar schöne Zeilen lesen, autogene Entspannungsübungen … wichtig ist, dass Sie sich entspannt ins Bett legen. Schalten Sie den Gedankenkreisel um Ihren Tinnitus ab. Auch Nervenkitzel aus dem Fernseher oder laute Musik sind kontraproduktiv.
  • Ein leichtes Abendessen beschäftigt den Magen weniger als eine üppige Mahlzeit. Also nicht zu schwer und nicht zu spät essen. Zwei Stunden Abstand zum Schlafengehen wären gut.
  • Feste Schlafenszeiten helfen einer erholsamen Nachtruhe auf die Sprünge. Wer stets zur gleichen Zeit ins Bett geht und wieder aufsteht, trainiert seine innere Uhr und automatisiert seinen persönlichen Schlaf- bzw. Wachmodus. Aber Geduld, das dauert seine Zeit. Nach einigen Wochen Licht aus zur selben Zeit werden Sie auch zu dieser Zeit müde.
  • Das richtige Maß finden. Es gibt keine Pauschalregel für die Schlafmenge. 7-8 Stunden gelten als ideal. Tatsächlich bringt es nichts, wenn Sie 10 Stunden liegen bleiben, damit schaden Sie Ihrem idealen Schlaf-Wachmodus genauso, wie wenn Sie regelmäßig nur 5 Stunden schlafen. Und ja, es gibt auch Menschen, die mit 3-5 Stunden Schlaf auskommen, aber die sind wirklich seltene Ausnahmen.

Wichtig: Rückzug vermeiden

Ja, Ohrgeräusche können die Lebensqualität erheblich mindern. Wenn sich Schlafstörungen und Depressionen einstellen, dazu die dauernde Angst, es könnte noch schlimmer werden, kreisen die Gedanken bald nur noch darum. Das soziale Leben kommt zum Erliegen, dabei wäre Ablenkung doch so hilfreich im Leben mit dem Tinnitus. Deshalb: Geben Sie den schönen Dingen des Lebens mehr Raum. Finden Sie heraus, was Ihnen Spaß macht und gut tut, und tun Sie genau das – solange es nicht mit zuviel Lärm verbunden ist. Sie sollen Ihren Alltag bestimmen – nicht der Tinnitus. Und positive Erlebnisse helfen, den Tinnitus aus Ihrer Aufmerksamkeit zu verdrängen.

Lärm unbedingt meiden

Lärm kann einen Tinnitus auslösen und auf jeden Fall befördert es ihn. Deshalb ist ein Gehörschutz immer dann sinnvoll, wenn es lauter wird, ob bei Konzerten, in Clubs, im Fußballstadion oder bei der Arbeit. Ihr Hörakustiker kann Ihnen maßgefertigte Otoplastiken anfertigen und genau die richtigen Lärmschutzfilter für Ihre Bedürfnisse einbauen. Häufige oder lange laute Musikbeschallung über Kopfhörer sollten Sie ganz meiden.

Ablenkung hilft bei Tinnitus

Wichtigstes Ziel im Umgang mit Tinnitus ist, sich nicht vom Ohrgeräusch den Alltag dominieren zu lassen, sondern möglichst gelassen mit der Situation umzugehen. Wie kann ich also lernen, meine eigene Aufmerksamkeit vom Tinnitus wegzulenken? Indem ich an etwas anderes denke. Viele Ärzte raten zum sogenannten Tinnitus-Retraining. Dabei lernt man, was Ohrgeräusche genau bedeuten, und wie man sie möglichst aus dem Bewusstsein verdrängen kann. Und dabei hilft….

Tinnitus Therapie – Musik hören

Auch wenn Tinnitus-Patienten oft das Bedürfnis haben, sich in eine ruhige Umgebung zurückzuziehen: Wenn die Umgebung still ist, konzentriert man sich mehr auf das eigene Ohrgeräusch, und es wird schwieriger, den Tinnitus zu ignorieren. Besser: Musikhören! Das lenkt die Aufmerksamkeit weg vom Ohrgeräusch und hilft beim Entspannen.

Man kann dem Tinnitus auch mit einer gezielten Musiktherapie begegnen. Dabei wird das Gehör durch das bewusste Hören neu geschult. Vertraute Lieblingsstücke rufen positive Erinnerungen wach. Das Hörtraining wird durch Variationen dieser Melodien intensiviert. Die ausgewählte Musik sollte auf die Tinnitusfrequenz abgestimmt sein. Und es gibt spezielle Musik, bei der die störenden Tonfrequenzen im Ohr gezielt herausgefiltert werden. Auch wenn diese Methode wissenschaftlich noch nicht abschließend belegt, wirkt sie in jedem Fall entspannend und unterstützt im Leben mit Tinnitus. Laut einer Untersuchung des Deutschen Zentrums für Musiktherapie zeigte sich, dass bei musiktherapeutisch behandelten Tinnitus-Patienten das Ohrgeräusch nach einem Jahr leiser geworden war und als weniger lästig empfunden wurde.

Hörgeräte und Tinnitus-Masker

Geht der Tinnitus mit einem Hörverlust einher – und das sind statistisch gesehen 50% der Fälle – sind Hörgeräte sinnvoll. In vielen Fällen nimmt der Tinnitus ab, wenn sich das Hörvermögen normalisiert.

Viele Hörgeräte bieten die Option, einen Tinnitus-Masker oder Tinnitus-Noiser zu aktivieren. Aber auch wenn kein Hörverlust vorliegt und ein Hörgerät unnötig ist, schwächt diese Technik das Ohrgeräusch merklich ab. Genau genommen wird es durch einen angenehmen, eher monotonen und kaum störenden Ton (z.B. Meeresrauschen) etwas überdeckt. Sie können dabei aus einer Vielzahl von angenehmen Klängen wählen. Tatsächlich kann der HNO-Arzt diese „Verdeckbarkeit“ diagnostizieren (Tinnitusanalyse nach Feldmann), und bei positivem Befund übernehmen die gesetzlichen Krankenkassen die Kosten für den Tinnitus-Masker. Zwar bleibt das Noiser-Geräusch leiser als der Tinnitus selbst. Aber Sie fixieren sich weniger oder sogar gar nicht mehr auf Ihre Ohrgeräusche. Dadurch hilft diese Therapie dem Gehirn, sich an die Töne zu gewöhnen und diese nach einer gewissen Zeit auszublenden. So lernt das Gehirn wieder, sich auf die Geräusche der Umwelt zu konzentrieren.

Es gibt auch Hörgeräte, die die Frequenz des Ohrgeräusches einfach aus der Übermittlung ans Innenohr „herausschneiden“. Damit werden zwar auch andere Geräusche auf gleicher Frequenz nicht mehr gehört, aber der Tinnitus wird dadurch merklich leiser.

Ohrmassagen

Eine mögliche Tinnitus-Ursache ist eine schlechte Durchblutung des Innenohrs. Mit einem einfachen Trick können Sie die Durchblutung schnell und einfach anregen: Massieren Sie Ihre Ohren! Dazu legen Sie Ihren Zeige- und Mittelfinger entweder direkt vor oder hinter das Ohr. Bewegen Sie Ihre Finger nun kreisförmig und massieren Sie diese Stelle mit leichtem Druck eine Minute lang. So regen Sie die Durchblutung an.

Behandlung eines objektiven Tinnitus

In den seltenen Fällen, in denen eine organische Ursache für den Tinnitus abgeklärt werden kann (objektiver Tinnitus), wird natürlich die zugrundeliegende Erkrankung behandelt. Gefäßstörungen oder Gefäßverengungen können meist operativ beseitigt werden. Muskelzuckungen werden mit Medikamenten zur Behandlung epileptischer Anfälle (Antikonvulsia oder Antiepileptika), Botulinumtoxin oder durch die Durchtrennung des betroffenen Muskels unterdrückt. Blockaden in der Halswirbelsäule oder des Kiefers können korrigiert werden. Sind die Ursachen beseitigt, bestehen gute Chancen, dass auch der Tinnitus wieder verschwindet.

Tinnitus – Adressen & Links

Deutsche Tinnitus-Liga e.V. (DTL)
Am Lohsiepen 18
42369 Wuppertal
dtl@tinnitus-liga.de
www.tinnitus-liga.de

Tinnitus-Selbsthilfegruppen-Verzeichnis
https://tinnitus-selbsthilfe.org

https://www.hno-aerzte-im-netz.de/krankheiten/tinnitus/was-ist-ein-tinnitus.html

Lesen Sie dazu auch unseren Blogbeitrag „Tinnitus – Ursachen & Symptome„.

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