Trockene Augen - was ist das? Was kann ich tun?
Wer es nicht aus eigenem Erleiden kennt, für den klingt es vielleicht banal, das „trockene Auge“. Es hat auch zum Glück nur sehr selten schwere Folgen, aber es ist immer unangenehm, lästig und eben keine Banalität. Wer also brennende, juckende, vielleicht auch gerötete oder tränende Augen kennt, für den lohnt sich ein Blick in diesen Artikel.
Wie fühlen sich trockene Augen an?
Ein trockenes Auge kann brennen, jucken und tränen. Oft ist es sehr empfindlich gegen Luftzug. Es kann sich müde anfühlen oder gerötet sein, auch an den Lidrändern, bis hin zu Verkrustungen an den Wimpern. Manchmal hat man ein diffuses Druckgefühl auf oder auch hinter dem Auge, oder ein Sandkorngefühl. Auch das Sehen kann eingeschränkt sein, zum Bespiel verschwommen, vor allem beim konzentrierten Arbeiten oder weil man besonders blendempfindlich ist.
Habe ich tatsächlich trockene Augen?
Das können wir uns mit der Spaltlampe genau anschauen. Die Spaltlampe ist ein Stereo-Mikroskop mit Beleuchtung, mit dem wir den vorderen und mittleren Augenabschnitt überprüfen können: Augenlider, Tränenfilm, Hornhaut, Bindehaut, Linse, Glaskörper…. Der Keratograph macht uns die Beschaffenheit des Tränenfilms und die Meibom-Drüsen (s. u.) sichtbar. Damit können wir vor allem auch den Tränenfilm selbst analysieren und ggfs. den Rötegrad Ihrer Augen objektiv feststellen. Die Untersuchung mit der Spaltlampe machen wir z.B. immer, wenn es um Kontaktlinsen oder Arbeitsplatzbrillen geht, weil dafür ein intakter Tränenfilm sehr wichtig ist. Und wir erkennen auch, falls Ihre trockenen Augen ein Fall für den Augenarzt sein sollten.
In vielen Fällen hilft es, den Tränenfilm mit den richtigen Benetzungsmitteln zu unterstützen.
Was kann ich gegen trockene Augen tun?
Am besten nicht soweit kommen lassen. Deshalb das Wichtigste zuerst:
Tipps zur Vermeidung und Behandlung von trockenen Augen:
- Die Raumluft muss ausreichend feucht und möglichst frisch sein. Gerade in der Heizperiode regelmäßig lüften und ggfs. einen Luftbefeuchter einsetzen.
- Den direkten Luftzug von Klimaanlagen oder Autogebläsen vermeiden, der Luftstrahl sollte nicht auf die Augen gerichtet sein.
- Verqualmte Räume sind ja Gott sei Dank selten geworden, aber rauchige Umgebungen, auch Lagerfeuer, besser meiden.
- Wer viel am Bildschirm arbeitet, braucht eine Arbeitsplatzbrille. Die Sehstärke sollte jährlich überprüft werden. Bei der Computerarbeit regelmäßig kleine Pausen einlegen, am besten jede Stunde ein paar Minuten nicht auf den Bildschirm schauen. Immer wieder bewusst blinzeln, denn beim Starren auf den Monitor verringert sich die Lidschlagfrequenz (s.u. Ursachen), und damit wird auch die Tränenflüssigkeit schlechter über die Augenoberfläche verteilt. Mehr zur Arbeitsplatzbrille gibt’s in diesem Blogartikel.
- Möglichst sauerstoffdurchlässige Kontaktlinsen tragen, und die nie zu lange am Stück. Wichtige Infos zum beschwerdefreien Linsentragen lesen Sie hier.
- Verwenden Sie nur Benetzungsmittel (Augentopfen) ohne Konservierungsstoffe. Diese könnten Allergien auslösen und die Trockenheit der Augen verstärken.
Fragen Sie uns! Wir finden die optimalen Linsen und die beste Augenpflege für Sie. - Auch Kosmetikprodukte in Augennähe sollten konservierungsmittelfrei und möglichst natürlich sein.
- Viel trinken beugt trockenen Augen vor: Täglich mindestens zwei Liter Flüssigkeit (Wasser, Mineralwasser, Tee, Saftschorlen etc.).
- Leichte Augenmassage: Um die Meibom-Drüsen bei der Produktion der schützenden Lipidschicht (s.u. Aufbau des Tränenfilms) zu unterstützen, können Sie die Lidkanten vorsichtig mit warmem Wasser reinigen. Feuchtwarme Kompressen helfen, Verkrustungen aufzuweichen und tun einfach gut. Eine sanfte Massage der inneren Augenwinkel und der Augenlider zum Lidspalt hin regt die Drüsen an.
Wann sollte man zum Arzt:
- Wenn auch die besten Benetzungsmittel nicht helfen und das Auge langfristig brennt, juckt oder tränt.
- Wenn das Auge rot wird oder schmerzt.
- Wenn die Sehschärfe beeinträchtigt ist.
Ein Arzt kann den Ursachen noch besser auf den Grund gehen und vor allem weitreichender und tiefergehend behandeln. Bei Entzündungen kann er Antibiotika verordnen, verstopfte Drüsengänge kann er mit Mini-Sonden weiten. Und natürlich gibt es auch Benetzungsmittel mit medizinischen Wirkstoffen, die wir Augenoptiker nicht zur Verfügung haben.
Was ist das eigentlich ein „trockenes Auge“?
Tatsächlich leiden mehr Menschen darunter, als man denkt . Man vermutet, dass bis zu 30% aller Erwachsenen Symptome des trockenen Auges kennen.
Dabei handelt es sich meistens um eine Erkrankung des Benetzungssystems der Augen, es geht also um den Tränenfilm und die Augenoberfläche.
Der Aufbau des Tränenfilms
Der Tränenfilm besteht aus drei Schichten: Direkt auf der Augenoberfläche (der Hornhaut) halten kleine zapfenförmige Fortsätze, die sogenannten Mikrovilli, eine schleimige Muzinschicht am Auge (Muzin = Schleim). Sie ist die innere Schicht des Tränenfilms und sorgt für seine Stabilität und Anhaftung. Dann kommt die wässrige Schicht, die tatsächlich zu 98% aus Wasser besteht. Sie wird von der Tränendrüse oberhalb des Auges gebildet, und durch den Lidschlag auf der Augenoberfläche verteilt wird. Die äußere Schicht des Tränenfilms ist die Lipidschicht (Lipide = Fette): Eine fettige, dickflüssige Schicht, die aus dem Sekret der Meibom-Drüsen oberhalb und unterhalb der Augen am Rand der Augenlider gebildet wird. Diese Fettschicht schwimmt oben auf dem Tränenfilm und schützt ihn vor Verdunstung.
Ein intakter Tränenfilm schützt das Auge vor Staub, Schmutz, Pollen und Krankheitserregern. Er hält das Auge glatt und geschmeidig und unterstützt damit den Lidschluss. Der Tränenfilm versorgt die Hornhaut, die keine eigenen Blutgefäße besitzt, mit Sauerstoff. Ist der Tränenfilm gestört, müssen die Blutgefäße der Bindehaut einspringen, sie schwellen an, die Augen, jucken, brennen, röten sich – eine Bindehautentzündung kann entstehen. Und ganz wichtig: Der Tränenfilm bildet eine optisch klare Grenzfläche zur Luft, das ist die Voraussetzung für gutes Sehen.
Der Aufbau des Tränenfilms
Hält man sich den Aufbau des Tränenfilms vor Augen, kann man zwei Arten von trockenen Augen unterscheiden:
Trockene Augen durch zu hohe Verdunstung des Tränenfilms
Das ist die häufigste Ursache für trockene Augen. Grund ist eine instabile, geschwächte Lipidschicht, die keinen ausreichenden Verdunstungsschutz bieten kann. Außerdem kann eine schwache Lipidschicht bakterielle Infektionen an den Lidrändern begünstigen. Dadurch wiederum kann es zu Funktionsstörungen der Meibomdrüsen kommen, die die Lipidschicht bilden – ein Teufelskreis.
Vermehrte Verdunstung des Tränenfilms kann aber auch entstehen, weil das Auge beim Lidschlag nicht vollständig geschlossen wird, z.B. durch ein herabhängendes Lid. Oder weil einfach zu wenig geblinzelt wird (s.u. Ursachen).
Wenn das Auge sehr trocken ist, reagiert es mit vermehrter Tränenbildung. Das Trockene Auge tränt – so paradox das klingt.
Trockene Augen durch zu wenig Tränenflüssigkeit
Im Alter lässt vieles nach, auch die Bildung der Tränenflüssigkeit. Aber auch neurologische Erkrankungen oder Vernarbungen im Bereich der Tränendrüse können dafür die Ursache sein. Es gibt auch Erkrankungen, die die Produktion der Tränenflüssigkeit negativ beeinflussen, wie das Sjögren Syndrom. Das ist eine Autoimmunerkrankung, bei der bestimmte Immunzellen vor allem die Speichel- und Tränendrüsen angreifen (Frauen sind 10x häufiger davon betroffen als Männer). Trockenheitssymptome im Augen-, Mund-, und Nasenbereich werden auch Sicca-Syndrom genannt. Mehr dazu hier.
Was sind die Ursachen von Trockenen Augen?
Äußere Einflüsse
Das ist die häufigste Ursache für trockene Augen: Heizungsluft, Klimaanlagen und Autogebläse, Autoabgase und Rauch (auch Zigarettenrauch) steigern die Verdunstung des Tränenfilms. Zugluft, Staub und Ozon reizen die Augen zusätzlich. Beim Arbeiten am Computer, beim Starren aufs Smartphone oder auch beim konzentrierten Fernsehen blinzeln wir seltener; manchmal nur 1-2-mal pro Minute – normal wären 10-15-mal pro Minute. Damit wird der Tränenfilm schlechter über das Auge verteilt. Man spricht auch vom Office-Eye-Syndrom.
Wer Kontaktlinsen mit geringer Sauerstoffdurchlässigkeit trägt und das auch noch zu lang, tut seinen Augen ebenfalls nichts Gutes. Und natürlich können auch Verletzungen der Augenlider oder Augenoperationen ein Sicca-Syndrom nach sich ziehen.
Übrigens: Auch sogenannte Weißmacher, das sind gefäßverengende Augentropfen, die den Augapfel weißer erscheinen lassen, können bei unsachgemäßem Gebrauch ein trockenes Auge begünstigen.
Biologische Ursachen
Mit dem Alter nimmt die Tränenproduktion ab. Deshalb leiden ältere Menschen häufiger unter trockenen Augen als jüngere.
Außerdem sind Frauen gefährdeter als Männer, weil das weibliche Geschlechtshormon Östrogen die Tränenproduktion stören kann. Eine Hormonersatztherapie in den Wechseljahren erhöht deshalb das Risiko für trockene Augen.
Erkrankungen
Benetzungsstörungen der Augen können auch in Verbindung mit verschiedenen Krankheiten auftreten. Auch wenn hier eine ganze Liste kommt – die nicht vollständig ist – diese Ursachen sind viel seltener als die oben genannten.
- Zuckerkrankheit (Diabetes mellitus)
- Erkrankungen der Schilddrüse
- chronischer Rheumatismus (Polyarthritis) und andere Autoimmunerkrankungen (s. o. zum Sjögren-Syndrom, oder Vaskulitis, eine Gefäßentzündung, bei der das Immunsystem Blutgefäße angreift)
- entzündliche Gefäßerkrankungen
- Bindehautentzündungen (so kann eine einseitige Bindehautentzündung auch ein einzelnes trockenes Auge verursachen, während das andere gesund ist).
- Virusinfektionen
- Nervenschädigungen
- Hautkrankheiten
- Vitamin-A-Mangel (Leberfunktion und Ernährung überprüfen)
- Vernarbungen der Bindehaut als Entzündungsfolge oder Laserbehandlungen können die Tränenabgabe der Drüsen behindern
- Erkrankungen der Talgdrüsen am Lidrand und Lidschwellungen, können sich auf die Qualität des Tränenfilms auswirken. Ist dieser nicht fett genug, kann er leichter „reißen“ und der Tränenfilm verdunstet schneller.
- Formveränderungen des Augapfels (z.B. beim MorbusBasedow) und unvollständiger Lidschluss (z.B. durch eine Lidschwäche)
- Blasenbildende Erkrankungen von Haut, Schleimhaut oder Augenbindehaut
- Strahlenbehandlungen an Kopf oder Gesicht
Wenn Kinder unter trockenen Augen leiden, ist in den meisten Fällen eine Erkrankung die Ursache.
Medikamente
Wenn bestimmte Medikamente über einen längeren Zeitraum eingenommen werden, können sie die Tränenproduktion stören, z.B.
- Psychopharmaka
- Schlafmittel
- Beta-Blocker
- Hormonpräparate
- Medikamente gegen Allergien
- Kortikoide („Kortison“), paradoxerweise sind diese oft in Augentropfen und -salben gegen Bindehautentzündung enthalten, weil sie entzündungshemmend sind.
Wenn Sie sich nicht sicher sind, kommen Sie einfach bei uns vorbei. Wir schauen uns Ihre Augen mit Spaltlampe und Keratograph genau an. Wir können Ihnen sagen, ob ein Arztbesuch angeraten ist, ob mit Ihren Kontaktlinsen alles passt, oder Ihnen einfach die richtigen Augentropfen empfehlen.